Münster/Münsterland. – Frische Gründungsideen treffen auf junges Unternehmertum: Beim „Festival der jungen Wirtschaft“, das gestern Abend (8. September) auf dem Gelände der IHK Nord Westfalen in Münster lief, war Aufbruchsstimmung spürbar. „Viele Gründungsinteressierte, die ihre Pläne in der Corona-Krise zurückgestellt hatten, stehen jetzt in den Startlöchern“, berichtet Sven Wolf, Geschäftsbereichsleiter Weiterbildung und Unternehmensförderung bei der IHK. „Das Festival hat sie mit jungen Unternehmerinnen und Unternehmern zusammengebracht, die große Lust haben, neue Wege auszuprobieren.“
Gemeinsam mit den Wirtschaftsjunioren (WJ) Nord Westfalen und dem Venture Club Münster, eine studentische Initiative für Start-up-Unternehmen, hatte die IHK erstmals zum „Festival der jungen Wirtschaft“ in ihr Bildungszentrum eingeladen. Mit 150 Teilnehmenden war der Kongress bis auf den letzten Platz ausgebucht.
Drei Sessions boten den Rahmen für Erfahrungsaustausch, Wissensvermittlung, Kennenlernen und Zusammenarbeit. In den Workshops ging es um Neukundengewinnung, Wachstumsstrategien oder Fehlerkultur. Unter anderem berichtete Sabrina Mertens über den Weg des Münsteraner Fachmarktes BabyOne vom stationären Einzelhändler zu einem sogenannten Omnichannel-Akteur, der analoge und digitale Vertriebskanäle miteinander verknüpft. Den rasanten Aufstieg des Getränkelieferdienstes Flaschenpost vom Start-up zu einem Unternehmen mit 8.000 Beschäftigten und 200 Millionen Euro Jahresumsatz zeichnete Christopher Huesmann, Vorstandsmitglied und Marketingchef des Unternehmens nach. In der Finance-Lounge informierten Vertreter von Banken und Sparkassen über Finanzierungsmöglichkeiten von Gründungsvorhaben.
„Das Münsterland hat viele mutige Gründerinnen und Gründer, die anpacken und ihre guten Ideen in die Tat umsetzen“, schildert Wolf seinen Eindruck von den vielen Gesprächen beim Festival. Was ihnen häufig im Vergleich zu etablierten Unternehmen fehle, sei das Netzwerk, in dem sie Informationen, Unterstützung oder auch Kooperationspartner finden könnten. „Aber genau hier setzt unser Kongress an“, so Wolf. Er zeigt sich zuversichtlich, dass es für Unternehmensgründungen nach dem Corona-Einbruch inzwischen wieder besser aussehe.
Dass das Münsterland in Sachen Gründungsideen eine Menge zu bieten hat, wurde beim Start-up-Wettbewerb zum Abschluss des Festivals deutlich. Aus mehr als 20 Bewerbungen waren dafür von einer Jury sechs Finalisten ausgewählt worden: AllCup, clockin, DeskNow, edyoucated, tretty und urbanhive. Eindrucksvoll und wortgewandt warben die Gründer der allesamt nicht länger als drei Jahre bestehenden Unternehmen für ihre Geschäftsidee und um die Gunst des Publikums. Sieger beim Pitch wurde das Münsteraner Start-up AllCup von Sarah Theresa Schulte, Lara Wagemann und Martin Nauen. Sie haben eine Beschichtung entwickelt, die eine Eiswaffel in einen unbedenklich essbaren und biologisch vollständig abbaubaren Kaffeebecher verwandelt. Den auslaufsicheren Waffelbecher wollen sie als nachhaltige Alternative für konventionelle Einwegbecher auf den Markt bringen, von denen in Deutschland derzeit täglich rund acht Millionen in den Abfall wandern und entsorgt werden müssen.
Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro war von den Wirtschaftsjunioren gestiftet worden. „Für die junge Wirtschaft ist der Austausch mit Gründerinnen und Start-ups von großer Bedeutung“, unterstreicht Isabel Habla, Vorsitzende der WJ Nord Westfalen. „Wir können viel voneinander lernen, wenn sich junge Menschen in etablierten Unternehmen und Gründerinnen und Gründer vernetzen.“
Foto: IHK/MünsterView