Er war auf der Suche nach Bildern der unbegradigten Ems, die in wenigen Monaten in der Ebbers-Galerie ausgestellt werden sollen. „Neben Bildern von Wilhelm Götting, Elli Grützner, Werner Scheidt und Heinz Eickholt, die ja in Warendorf mit ihren Emsbildern sehr bekannt sind, begegnete mir ein Aquarell von Friedrich-Wilhelm Mundinger: die Ems bei Telgte“. Damit begann für Rudolf Berger eine spannende Suche nach Informationen zu diesem Künstler.
Geboren in Offenburg, gestorben in Remscheid. Friedrich Wilhelm Mundinger studierte Volks- und Staatswissenschaften, promovierte zum Dr, rer. pol und war als beratender Volkswirt tätig. Außerdem war er Maler und Graphiker. Bereits 1933 bekam er von den Nationalsozialisten Mal- und Ausstellungsverbot. So zog er 1936 in ein einsames Haus in Jägerhaus bei Telgte.
Die Familie lebte zurückgezogen, die Bilder wurden nur „unter der Hand“ weitergegeben. 1944 wurden seine Frau und die beiden Töchter wegen jüdischer Abstammung in einem Arbeitslager bei Kassel interniert, konnten aber kurz vor Kriegsende, vor der drohenden Internierung im KZ Theresienstadt, mit Hilfe von Militärs fliehen: zusammen versteckte sich die Familie unter fremdem Namen bei Freunden in Delbrück bei Paderborn. Mit seinen Bildern musste Friedrich Wilhelm Mundinger die Familie ernähren.
Der Aufenthalt in Delbrück war nur kurz, bereits im April 1945 zog die Familie wieder zurück nach Telgte. Mundinger beteiligte sich politisch am Aufbau nach dem Krieg, er war Mitglied des ersten von den Besatzungsmächten ernannten und auch des zweiten frei gewählten Landtages in Nordrhein-Westfalen, Kreisvorsitzender der FDP in Münster und Mitglied des Provinzialrates für Westfalen.
In der Kunstszene war Mundinger bestens vernetzt: Er war Mitglied der Künstlervereinigung Schanze in Münster, Vorsitzender des westdeutschen Künstlerbundes und im Präsidium des Landesverbandes Bildender Künstler in NRW.
Spezialität des Künstlers war die Nass-Nass-Aquarelltechnik. Für die Ausstellung in der Ebbers-Galerie konnte Rudolf Berger mehrere Original-Aquarelle zusammentragen. Ergänzend dazu sind Bilder einer Kunstmappe ausgestellt, die bereits 1947 unter dem Titel „Ein Meister moderner Aquarelle“ im Verlag Velhagen und Klasing in Bielefeld verlegt wurde. Die Original-Aquarelle und auch die hervorragenden Kunstdrucke, zeigen die künstlerische Qualität, die Friedrich Wilhelm Mundinger zu eigen war.
„Weil die meisten Bilder winterliche Motive haben, habe ich die Ausstellung „WinterZeit“ genannt- aber nicht nur weil Schnee und Eis zu sehen sind, sondern auch die sinnbildliche Kälte des Nachkriegswinters 1945/46 deutlich wird“, begründet Rudolf Berger die Wahl des Ausstellungstitels.
Die Heimatfreunde Delbrück befragten im Jahr 2010 Zeitzeugen zu der Situation am Ende des Weltkrieges 1945. Dabei wurden sie auch auf die Familie Mundinger aufmerksam. In der Ausstellung in der Ebbers-Galerie können die Ergebnisse dieser Recherche nachgelesen werden.
Die Ausstellung ist bis zum 20. Februar zu besichtigen während der Öffnungszeiten des Modehauses Ebbers in Warendorf. Der Eintritt ist frei.
Ein vergessener Künstler aus dem Münsterland: Dr. Friedrich Wilhelm Mundinger (Telgte)
Maler & Graphiker – Naziverfolgter mit Malverbot – Politiker der Nachkriegszeit (Landtag NRW- Provinzialrat Westfalen – Kreistag Münster)