Am Samstag, 24.09.2022 brachen Dirk und Karen Ohlmeyer und Mechthild Gersmann zur jährlichen Fahrt nach Fushë Arrëz /Albanien auf, um dort die Kapuzinergemeinschaft um Bruder Andreas Waltermann, Schwester Gratias und Bruder Christian, die die Malteserprojekte vor Ort betreuen, zu besuchen. Nach ca. 2000 km und zweieinhalb Tagen Fahrtzeit erreichten sie am 26.09. am späten Nachmittag ihr Ziel – Fushë Arrëz, eine kleine Berggemeinde mit 2800 Einwohnern, gelegen in einer wunderschönen Landschaft. Fushë Arrëz besteht aus mehreren kleinen Dörfern, in denen die Häuser teilweise weit auseinanderliegen, Streusiedlungen ohne Ortskern. Die Straßenverbindungen sind teilweise in einem derart schlechten Zustand, dass ein Durchkommen nur mit einem Geländewagen möglich ist. Viele Bewohner besitzen überhaupt kein eigenes Fahrzeug. Aufgrund der zunehmenden Armut, Umweltverschmutzung und Perspektivlosigkeit durch mangelnde Arbeitsplätze entvölkert sich die Region zusehends. Es bleiben meist nur die Alten, die Armen und die Familien, die viele Kinder oder behinderte Angehörige haben. Manchmal werden die „Alten“ noch von den weggezogenen Familienmitgliedern finanziell unterstützt. Oftmals bleiben diese Art der Zahlungen aber auch aus, dann müssen die Menschen mit ihrer Rente oder staatlicher Unterstützung auskommen, die nicht wirklich ausreichend ist.
Bruder Andreas, der schon seit über 14 Jahren in Albanien lebt, hat hier die seelsorgerische Betreuung der Region übernommen und hilft auch handfest dort, wo es nötig ist. Rund 140 Familien werden mit Lebensmitteln und Bekleidung monatlich unterstützt. Sie kämen sonst nicht über die Runden. Etwa 100 Schüler und Schülerinnen sowie Studierende erhalten eine monatliche Ausbildungsbeihilfe, ohne die sie keine weiterführende Schule besuchen oder kein Studium absolvieren könnten.
Viele Gebäude und auch Kirchen sind in katastrophalem Zustand. Leben die Familien unter menschenunwürdigen Bedingungen, wird ihnen teilweise der Neubau eines Hauses finanziert. In diesem Zusammenhang muss die Definition „Haus“ allerdings relativiert werden. Denn die Häuser könnten hier als größere Gartenlauben bezeichnen werden, die dann von bis zu drei Familien bewohnt werden. Bruder Andreas, finanziert unter anderem durch die Spendengelder der Malteser hier das Baumaterial und bezahlt die ausgebildeten Handwerker – aber nur unter der Voraussetzung, dass die Familie bei den Arbeiten mithilft und auf ihr Material achtgibt. Vier solcher Häuser konnten im letzten Jahr gebaut werden. Drei Familien hatten durch einen Brand alles verloren. Außerdem wurden zwei Komplettsanierungen durchgeführt, insgesamt 17 Dächer neu errichtet, ein 115 Meter tiefer Brunnen gebohrt und eine Wasserleitung für die Bewässerung der Felder gebaut.
Die Unterstützung von Familien durch das „Schweineprojekt“ fand zum elften Mal statt. An 40 Familien in neun kleinen Dörfern wurden insgesamt 70 Ferkel ausgeliefert. Im Frühjahr erhalten die Familien ein bis zwei Ferkel, die sie den Sommer über füttern. Nach dem Verkauf im Herbst zahlen die Familien dann an Bruder Andreas den Preis für die Ferkel zurück. Von dem übrigen Verkaufserlös kann die Familie dann eine Zeit lang den Lebensunterhalt bestreiten. „Wir sind sicher, dass die Spendengelder und das Geld aus den Patenschaften durch Bruder Andreas richtig eingesetzt wird“, so Dirk Ohlmeyer, Stadtbeauftragter der Warendorfer Malteser.
Auch auf dem Klostergelände wird wertvolle Arbeit geleistet. Schwester Gratias betreibt hier eine Kindertagesstätte für 44 Kinder, beschäftigt Kindergärtnerinnen, Köchinnen, Reinigungskräfte und weiteres Personal. Die seelsorgerische Arbeit hat einen sehr hohen Stellenwert. „In Armut und Perspektivlosigkeit sind wir eine wichtige Anlaufstelle für die Menschen hier“, so Bruder Andreas. „Wir verstehen unsere Präsenz und unser Engagement als Dienst an den Menschen hier, als Ausdruck unseres Glaubens an eine bessere Welt und als unseren Beitrag zur Entwicklung dieses Landes.“
Um viele Erlebnisse und Erfahrungen reicher trafen die Warendorfer Malteser am 1.10. wieder zu Hause ein. „Schwester Gratias und Bruder Andreas leisten in Albanien großartige Arbeit und sind für die Menschen da – unabhängig von Religion und Weltanschauung. Sie sind Ansprechpartner vor Ort, die jedem so gut wie möglich helfen. Diese Tätigkeit gilt es zu unterstützen“, so das Fazit von Mechthild Gersmann, die das erste Mal mit den Maltesern nach Albanien gefahren ist.
Weitere Informationen auf www.malteser-warendorf.de
Abrissreifes Haus einer albanischen Familie, die stattdessen ein neues gebaut hat
(v.l.): Sr. Gratias, Mechthild Gersmann, Br. Andreas Waltermann, Dirk Ohlmeyer, Karen Ohlmeyer, Br. Christian, Lukas Rauser
Besuch bei einer albanischen Familie
Foto: Malteser