St. Johannes in Telgte – Transformation eines Baudenkmals

St. Johannes in Telgte – Transformation eines Baudenkmals
Telgte

Münster (lwl). Als 2011 die Profanierung und der Abriss der Johanneskirche in Telgte beschlossen wurden, regte sich starker Widerstand in der Gemeinde, der zur Unterschutzstellung der Kirche führte. Am Ende eines langen Weges stand die erfolgreiche Umnutzung der Johanneskirche. Diesem Transformationsprozess hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nun ein Arbeitsheft gewidmet und es zusammen mit den Autoren am Donnerstag (2.3.) vor Ort vorgestellt.

Im Buch wird deutlich, dass die Umwandlung der Kirche für die Beteiligten kein einfacher Weg war. Vielen sind noch die Bilder der Gemeindemitglieder in Erinnerung, die im April 2012 mit Bannern vor dem Bischöflichen Generalvikariat in Münster für den Erhalt ihrer Kirche kämpften. Die Fronten waren damals verhärtet, die Situation schien ausweglos.

Die Wende brachte der vorläufige Eintrag in die Denkmalliste der Stadt Telgte und ein Gutachten der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, das den Denkmalwert bestätigte. Das Bistum nahm Abstand von den Abrissplänen, es folgten Gespräche zur Zukunft des Kirchengebäudes mit Kirchengemeinde, Bistum, Stadt Telgte und LWL-Denkmalamt.

Bei der Buchvorstellung erinnerte sich Bürgermeister Wolfgang Pieper an diese Gesprächsrunden: “Es waren intensive und anfangs auch schwierige Gespräche. Doch die Arbeit hat sich gelohnt: Es war schön mitzuerleben, wie die Beteiligten es geschafft haben, wieder aufeinander zuzugehen, die Konflikte zu lösen und zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zu finden.”

Eines der Gesprächsergebnisse war die Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs zur Umnutzung der Kirche. Den Zuschlag erhielt das Büro Feja + Kemper Architekten aus Recklinghausen, der Umbau begann 2015. “Auch nach dem substanzschonenden Umbau ist der Gesamteindruck der Kirche nach wie vor sehr gut erfahrbar – sowohl von außen als auch von innen. Die Veränderungen sind zurückhaltend und dennoch selbstbewusst”, erklärt LWL-Denkmalpfleger Christian Steinmeier, der die Umbaumaßnahmen eng begleitet hat. “Die Prozesse um die ehemalige Johanneskirche belegen, dass auch relativ junge Baudenkmäler geschätzt werden und allen Zweifeln zum Trotz respekt- und qualitätsvoll weitergenutzt werden können.”

Propst Dr. Michael Langenfeld ließ keinen Zweifel daran, dass der Transformationsprozess der ehemaligen Johanneskirche allen Beteiligten viel abverlangt hat, aber ein gutes Ende fand: “Heute ist die ehemalige Johanneskirche ein Wahrzeichen des gemeinsamen Neuanfangs in der Kirchengemeinde. Sie ist zu einem Zeichen der Hoffnung geworden, dass trotz Streit und Verletzungen immer wieder Versöhnung und Friede möglich ist. Und ich freue mich sehr, nun das Arbeitsheft in Händen zu halten, das unseren gemeinsamen Weg dokumentiert und würdigt.”

Im Anschluss an das Autorengespräch hatten die Besucher:innen die Möglichkeit, den gewandelten Kirchenraum noch einmal neu zu entdecken, zusammen mit dem Architekten Franz-Jörg Feja.

Das Arbeitsheft “St. Johannes in Telgte – Transformation eines Baudenkmals” kann im Buchhandel oder direkt beim Tecklenborg Verlag bestellt werden.

St. Johannes in Telgte – Transformation eines Baudenkmals

20. Arbeitsheft. Steinfurt 2022, 84 Seiten, 74 Abb.,

ISBN 978-3-949076-11-4, 14,90 Euro

Hintergrund: Die Umnutzung der Kirche St. Johannes in Telgte

2006 ging die Kirchengemeinde St. Johannes gemeinsam mit zwei weiteren Gemeinden in der neu gegründeten Kirchengemeinde St. Marien auf. 2011 wurde der Abriss der Kirche St. Johannes beschlossen. Es folgte die Gründung des Initiativkreises “Rettet die Johanneskirche”, der die vorläufige Unterschutzstellung der Kirche bei der Stadt Telgte beantragte – mit Erfolg. Kurz darauf wurde der Denkmalwert durch ein Gutachten des LWL-Fachamtes bestätigt. Nun begannen die Gesprächsrunden zur Zukunft des Kirchengebäudes zwischen Kirchengemeinde, Bistum, Stadt Telgte und LWL-Denkmalamt. Im Juni 2012 wurde die Kirche profaniert. Im September erklärte das Bischöfliche Generalvikariat, vom geplanten Abriss Abstand zu nehmen. Im Frühjahr 2013 wurde ein Architekturwettbewerb zur Umnutzung der Kirche durchgeführt, den Zuschlag erhielt das Büro Feja + Kemper Architekten aus Recklinghausen. Im Juli 2013 erfolgte der endgültige Eintrag des Pfarrheims St. Johannes in die Denkmalliste der Stadt Telgte. Die Umbaumaßnahmen begannen 2015. Am 19. März 2017 segnete Weihbischof Dr. Stefan Zekorn das neue Pfarrheim St. Johannes ein.

Im Februar 2018 erhielt die Kirchengemeinde St. Marien den Rheinisch-Westfälischen Staatspreis für Denkmalpflege, als Würdigung der denkmalgerechten Umnutzung und des außergewöhnlichen Engagements der Kirchengemeinde.

Heute wird das neue Pfarrheim St. Johannes intensiv von Gremien, Gruppen, Vereinen, Chören und Jugendverbänden der gesamten Kirchengemeinde St. Marien genutzt.