Warendorf (th). Die seit 1994 in Warendorf angesiedelten Bundeschampionate Anfang September sind wahrscheinlich das größte Jungpferdeturnier der Welt. Immerhin gehen hier alljährlich rund 1000 der besten deutschen Nachwuchspferde in den Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit an den Start. Dabei ist der Reitsport in den vergangenen 25 Jahren immer professioneller geworden. Als Amateur ein Pferd für Warendorf zu qualifizieren, ist heutzutage schon eine Ausnahme. Einer der dies als lupenreiner Amateur nach 20 Jahren noch einmal geschafft hat, ist der Warendorfer Gerrit Grijsen. Doch der sympathische Vielseitigkeitsreiter des RFV Milte Sassenberg ist auch noch in anderer Hinsicht erwähnenswert. Denn abgesehen von den ständigen Reitern am Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR), die Pferde für die Bundeschampionate qualifizieren konnten, dürfte Grijsen der Reiter mit dem kürzesten Anfahrweg sein, wohnt er doch unmittelbar gegenüber des Haupteingang zum DOKR.
2003 und 2004 konnte sich Grijsen mit dem westfälisch gezogenen Williams-Sohn Giramondo, dessen Mutter den Warendorf Landbeschäler Akitos xx zum Vater hatte, für die Bundeschampionate der fünf- und sechsjährigen Geländepferde qualifizieren und auch mit achtbarem Erfolg teilnehmen (2003: 11./2004: 9.). Nach nun 20 Jahren ist ihm dies noch einmal gelungen. Und das mit einem Pferd aus eigener Zucht.
2016 ließ er seine Stute Forever Paola, mit der er zahlreiche Erfolge in Dressur, Springen und Vielseitigkeitsprüfungen erzielt hatte, von dem Holsteiner Hengst Cassone decken, der als Pachthengst im NRW-Landgestüt in Warendorf aktiv war. Das aus dieser Anpaarung 2017 geborene Stutfohlen erhielt den Namen Cara mia Paola G. Die mittlerweile fünfjährige Schimmelstute qualifiziert Grijsen in diesem Jahr ebenfalls für die HKM-Bundeschampionate. Was bewog Grijsen seinerzeit ausgerechnet diese Anpaarung vorzunehmen? „Ich wollte ein Pferd züchten, das für mich als Amateur gut zu handeln ist, dass möglichst klar im Kopf ist, auf das man auch mal Kinder setzen kann und das möglichst lange gesund bleibt. Der Cor de la Bryere-Sohn Cassone hat noch in hohem Alter als Hengst in der Deutschen Reitschule in Warendorf im Springen so manchen Kandidaten sicher durch die Prüfung zum Pferdewirt getragen“, so Grijsen. Was bedeutet für ihn nach zwanzig Jahren erneut ein Start bei den Bundeschampionaten? „Die Bundeschampionate sind schon eine ganz besondere Veranstaltung, kommen hier doch die besten jungen Pferde Deutschlands zusammen und man sieht die gesamte Palette der Pferdezucht in allen Disziplinen. Natürlich bin ich schon ein bisschen aufgeregt, als Amateur nach zwanzig Jahren noch einmal bei den Bundeschampionaten starten zu dürfen. Was das Thema Erfolg anbetrifft, sehe ich die Sache allerdings relativ gelassen. Schließlich ist eine Platzierung ja eher der Beweis, dass man im Vorfeld richtig ausgebildet und trainiert hat. Nachdem wir die Qualifikationen geschafft haben, gilt es die Teilnahme am Bundeschampionat einfach nur noch zu genießen“, so der 54-Jährige.
Bild: Gerrit
Was kann es Schöneres im Pferdesport geben: Der Warendorfer Amateursportler Gerrit Grijsen hat sich auf seiner selbst gezogenen Stute Cara mia Paola G erneut für die HKM-Bundeschampionate qualifiziert.