Ministerpräsident Hendrik Wüst: Mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. verlieren wir eine historische Persönlichkeit der Kirchengeschichte und einen der profiliertesten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts.
Die Staatskanzlei teilt zum Tod von Papst em. Benedikt XVI. mit:
Der emeritierte Papst Benedikt XVI., Joseph Kardinal Ratzinger, ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Benedikt XVI. war der erste deutsche Papst seit dem 16. Jahrhundert und vom 19. April 2005 bis zu seinem freiwilligen Rücktritt am 28. Februar 2013 im Amt.
Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. verlieren wir eine historische Persönlichkeit der Kirchengeschichte und einen der profiliertesten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts. Papst Benedikt XVI. war nach einem halben Jahrtausend der erste Deutsche, der wieder den Fischerring trug. Als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und herausragender Theologe wird Joseph Aloisius Ratzinger in das kollektive Gedächtnis der deutschen Geschichte eingehen.“
Ministerpräsident Wüst weiter: „Mit seiner Grundthese, dass sich Glaube und Vernunft nicht widersprechen, sondern einander bedingen, hat Joseph Ratzinger ein wichtiges Fundament in der Theologie manifestiert. Sein Wirken sowohl in der Wissenschaft als auch als Konzilstheologe des Zweiten Vatikanischen Konzils machen ihn zu einem der wichtigsten Theologen über Jahrhunderte hinweg. Auch als Papst blieb er wie keiner seiner Vorgänger der wissenschaftlichen Theologie verbunden. Sein während des Pontifikats entstandenes dreibändiges Werk über Jesus von Nazareth zeugt davon. Dass er auch als Papst im Herzen stets Wissenschaftler geblieben ist, hat ihn in der Praxis des Pontifikats durchaus auch anecken lassen. Als Papst des Übergangs von der langen Amtszeit Johannes Pauls II. in eine neue Phase der Reform nimmt Benedikt trotzdem eine historische Bedeutung ein. Als Oberhaupt der katholischen Kirche setzte sich Papst Benedikt XVI. stets für die Ökumene und das friedliche Nebeneinander der Religionen ein. Dabei sind ihm wichtige Schritte in der Beziehung zu den orthodoxen Kirchen gelungen, die auch über sein Pontifikat hinaus Bedeutung behalten.“
Die enge Verbundenheit nach Deutschland hat Benedikt XVI. nie verloren. Bereits am Tag seiner Wahl im Jahr 2005 kündigte er an, zum 20. Weltjugendtag nach Köln zu reisen. Hunderttausende Jugendliche aus aller Welt freuten sich über den Besuch des Papstes in Nordrhein-Westfalen und feierten ein großes Fest des Glaubens. Auch seine Reisen nach Bayern 2006 und sein Deutschlandbesuch 2011 unterstreichen die enge Verbundenheit Benedikts zu seiner Heimat. Vor allem seine Ansprachen 2011 im Deutschen Bundestag und im Freiburger Konzerthaus hinterlassen Spuren in Politik und Kirche in Deutschland.
Ministerpräsident Wüst: „Für den Mut und die Weisheit, die ihn bewegten, sein Pontifikat zu beenden und somit den Weg für Neues zu öffnen, hat Benedikt XVI. weltweit Anerkennung erfahren. Entgegen aller theoretischen Diskussionen um rechtliche Regelungen für einen altersbedingten Amtsverzicht nach den letzten Amtsjahren von Johannes Paul II. hat er ganz einfach einen praktischen Weg zum Rückzug aus dem Pontifikat eröffnet, der in der Zukunft noch enorme Bedeutung für die Kirche entfalten wird. Das kirchliche und theologische Erbe von Joseph Ratzinger ist historisch. Nicht nur die Katholiken in Deutschland und in der Welt, sondern auch das Land Nordrhein-Westfalen trauert um Papst Benedikt XVI.“
Benedikt XVI., der mit bürgerlichem Namen Joseph Aloisius Ratzinger heißt, wurde 1927 in der oberbayerischen Gemeinde Marktl geboren. Schon als Kind ministrierte er in der Kirche, bevor er im Alter von 12 Jahren seine Ausbildung am erzbischöflichen Studienseminar St. Michael in Traunstein begann. 1941 wurde Joseph Ratzinger zwangsweise in die Hitlerjugend aufgenommen. Später wurde er in der Abwehr gegen Luftangriffe in München eingesetzt, wo er parallel das Gymnasium besuchte. Später studierte Ratzinger in Freising und München katholische Theologie und Philosophie. Nach Promotion und Habilitation hatte er theologische Lehrstühle in Freising, Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg inne. 1977 wurde er von Papst Paul VI. zum Erzbischof von München und Freising ernannt. Von 1981 an war er im Amt des Präfekten der Römischen Glaubenskongregation und damit einer der engsten Mitarbeiter von Papst Johannes Paul II. Am 19. April 2005 wurde er zu dessen Nachfolger gewählt und nahm den Namen Benedikt XVI. an. Die Erklärung seines Rücktritts am 11. Februar 2013 bewegte viele Gläubige und Kircheninteressierte auf der ganzen Welt. Noch nie zuvor war ein Papst aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und schwindender Kraft zurückgetreten.
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