Münsters Verkehrspolitik muss Rücksicht nehmen auf das Münsterland

Münsters Verkehrspolitik muss Rücksicht nehmen auf das Münsterland
Regionales

Gemeinsame Erklärung von Landrat Dr. Olaf Gericke (Kreis Warendorf), Oberbürgermeister Markus Lewe (Münster), Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr (Kreis Coesfeld), Landrat Dr. Martin Sommer (Kreis Steinfurt) und Landrat Dr. Kai Zwicker (Kreis Borken):

Die Verkehrspolitik der Stadt Münster wirkt weit über die Stadt hinaus in das weite Umland. Münster muss für das Münsterland mit seinen 1,5 Millionen Menschen erreichbar bleiben. Die aktuelle Verkehrspolitik in Münster scheint dieses Ziel nicht stark genug im Fokus zu haben. Sie ist engstirnig auf das Ziel fixiert, Autofahrer aus der Innenstadt zu vertreiben. Maßnahmen gegen Autofahrer schaden derzeit dem Münsterland und der guten Verbindung zwischen der Stadt und ihrem Umland. Sie sind rücksichtslos gegenüber den Menschen der Region, die auf die Erreichbarkeit Münsters mit dem Auto angewiesen sind, solange es dazu keine brauchbare Alternative gibt. Vom Meinungsbildungsprozess in Münster sind diese Menschen völlig ausgeschlossen, obwohl sie unmittelbar davon betroffen sind.

Es wird noch viele Jahre dauern, bis der öffentliche Personennahverkehr für die Menschen aus dem Münsterland, dem Emsland, Ostwestfalen oder dem Ruhrgebiet eine faktische Alternative zum Auto ist, um nach Münster zu kommen. Will Münster die Berufspendler aus der Region vertreiben? Will Münster, dass sich die Kunden andere Ziele suchen zu Lasten seines Einzelhandels in Münster und tausender Beschäftigter? Will Münster seine oberzentralen Einrichtungen des Handels, der Kultur oder der Bildung und Wissenschaft aus der Stadt dezentralisieren?

Die Bus- und Bahnverbindungen zwischen Münster und dem Münsterland müssen erheblich gestärkt werden. Wir fordern die Stadt Münster auf, die Verkehrsverlagerung zu mehr ÖPNV-Angeboten in einer gemeinsamen Strategie mit den Münsterlandkreisen und dem Zweckverband Mobilität Münsterland (ZVM) anzugehen, damit Alternativen zur Verfügung stehen, bevor restriktive Maßnahmen gegen den motorisierten Individualverkehr umgesetzt werden.

Münster profitiert als Mittelpunkt des Münsterlands und Westfalens von seiner guten Erreichbarkeit und attraktiven Umgebung. Neben vielen Vorteilen hat dies den Nachteil, dass die Straßen in und um Münster morgens und spätnachmittags stark belastet sind. 360.000 Pendlerfahrten pro Tag werden zu 80 Prozent mit dem Auto und nur zu 20 Prozent mit Bus und Bahn erledigt. Münsters Stadtgrenze überqueren montags bis freitags täglich rund 300.000 Autos, 15.000 Personen im Bus und nochmal 63.000 im Zug. Acht Bahnstrecken und 18 Regionalbuslinien, davon sieben Schnellbuslinien verbinden Münster mit dem Umland.

Wir sind davon überzeugt, dass die angestrebte Verringerung der Autofahrten nicht durch Verbote oder moralische Vorhaltungen erreicht werden kann, sondern nur durch ein besseres, zuverlässiges und angenehmes Alternativangebot. Nur mit besseren und zuverlässigeren ÖPNV-Anbindungen wird der Nahverkehr die bessere Alternative zum Auto.