Kreis Warendorf. – Der Lockdown bremst auch die Berufsorientierung an den Schulen im Kreis Warendorf aus. Schulpraktika und Berufsfelderkundungen (BFE) für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 8 und 9 können derzeit gar nicht oder nur zum Teil in Präsenz stattfinden. Deshalb hat die IHK Nord Westfalen ihre Ausbildungsbotschafter, die bislang persönlich in die Klassenräume gekommen sind, für den digitalen Einsatz geschult. Insgesamt rund 500 Auszubildende können jetzt von den Schulen eingeladen werden, um als Botschafter für eine betriebliche Ausbildung online über ihre Gründe für die Berufswahl, ihre Berufe und ihre Unternehmen sowie über den Ausbildungsalltag zu berichten.
Als eine von zehn Schulen im IHK-Bezirk Nord Westfalen nutzt die Sekundarschule Beckum die digitale Berufsorientierung bereits.
„Viele Unternehmen befinden sich tatsächlich in einem Dilemma. Viele würden gerne Praktikumsplätze anbieten, sind aber auch dazu angehalten, auf Kontakte zu verzichten. Es ist natürlich so, dass im Bereich der Berufsorientierung nichts über die Präsenz in einem Betrieb geht. Da dies zur Zeit aber sehr schwierig ist, haben wir uns dazu entschlossen, für alle Schülerinnen und Schüler, die keinen Praktikumsplatz finden, eine zweiwöchige Projektwoche zur Berufsorientierung in der Jahrgangsstufe 9 durchzuführen“, erklärt Felix Markmeier-Agnesens, Berufswahlkoordinator an der Sekundarschule Beckum.
Das Projekt Ausbildungsbotschafter hat die IHK Nord Westfalen 2015 gestartet. In den vergangenen Jahren sind die persönlichen Auftritte der Auszubildenden in den Klassenzimmern an vielen weiterführenden Schulen zum festen Bestandteil der Berufsorientierung geworden. So haben die IHK-Ausbildungsbotschafter manchmal über 8.000 Schülerinnen und Schüler pro Jahr erreicht. Aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkungen waren es im vergangenen Jahr nur rund 1.800 Schülerinnen und Schüler. Deshalb hat die IHK Nord Westfalen den digitalen Einsatz der Ausbildungsbotschafter kräftig ausgebaut.
„Das Angebot eignet sich auch als Baustein einer Online-Berufsfelderkundung in der 8. Klasse“, ist IHK-Projektmitarbeiterin Silke Deutschmann überzeugt. In den Videokonferenzen präsentieren Auszubildende nicht nur ihre Berufe und ihren Arbeitsalltag. Per Chat beantworten die Azubis auch Fragen der Jugendlichen. „Durch den geringen Altersunterschied ist das Berufsorientierung auf Augenhöhe“, berichtet Deutschmann.
„Auch Betriebe profitierten davon, wenn sie in diesen außergewöhnlichen Zeiten über ihre Auszubildenden in Kontakt mit Schülerinnen und Schülern kommen“, so Deutschmann weiter. Mit weiteren Online-Angeboten, zum Beispiel mit digitalen Bewerbungstrainings oder einer digitalen Betriebsführung, könne außerdem die Suche nach Bewerberinnen und Bewerbern für Ausbildungsplätze unterstützt werden. Deutschmann: „Hier ist die Kreativität und die Bereitschaft zu unkonventionellen Lösungen sowohl von Schulen als auch von Unternehmen gefragt.“
Dass die Corona-Pandemie Unternehmen die Suche nach talentierten Nachwuchskräften noch schwieriger macht, bestätigt Theresa Kohlstedt, Teamleiterin Ausbildung bei der Franz KALDEWEI GmbH & Co. KG in Ahlen. „Ausbildung findet auch in diesen Zeiten weiterhin statt. Um die nächste Generation an Auszubildenden zu erreichen, müssen auch wir aktuell neue Wege einschlagen. Die digitalen Formate geben uns die Möglichkeit, Kontakte zu den Schülerinnen und Schülern zu knüpfen und Ihnen erste Einblicke in die Berufswelt zu geben. Diese Veranstaltungen ersetzen nicht den persönlichen Kontakt zu den Jugendlichen. Daher freuen wir uns schon jetzt auf die Zeit, wenn wir die Schülerinnen und Schüler wieder persönlich in unserem Ausbildungszentrum empfangen dürfen,“ so Kohlstedt.
IHK-Ansprechpartnerin für die digitale Berufsorientierung und das Projekt „Ausbildungsbotschafter“ im Kreis Warendorf ist Silke Deutschmann, Telefon 0251 707-245, E-Mail deutschmann@ihk-nordwestfalen.de.