Kreis Warendorf / Neubeckum (ap). „Wir müssen an unserer Wahrnehmung arbeiten“, sagte Wilhelm Stratmann. Der ehrenamtliche Mitarbeiter der Stiftung gegen Rassismus ist auch Lehrbeauftragter für „Interkulturelle Kompetenz“ an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung mit Sitz in Münster. Stratmann moderierte jetzt im Rahmen der UN-Wochen gegen Rassismus eine Veranstaltung unter dem Titel: Mit der Polizei sprechen.
Organisiert wurde der runde Tisch von Ulrike Klemann, Fachdienst für Integration und Migration vom Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf e.V., dem Neubeckumer Verein Verve! Gemeinschaft, Kultur & Schwung für Neubeckum e.V. und der Stiftung gegen Rassismus. Ziel war es, durch persönliche Gespräche einen Beitrag für das gegenseitige Verständnis zu leisten, gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen und das Miteinander und den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken. Die Veranstaltung fand im kleinen Kreis von ausgewählten Personen unter Einhaltung eines Hygienekonzeptes nach den Corona-Regeln im Pfarrheim der Pfarrei St. Franziskus Neubeckum statt. Pfarrer Thomas Linsen übernahm gerne die Gastgeberrolle um auch seine Position gegen Rassismus zu verdeutlichen.
Anhand von Statistiken verdeutlichte Stratmann, dass Deutschland seit Jahrzehnten ein Einwanderungsland ist. Ebenso machte er klar, dass die persönliche Sicht auf die Dinge oft nicht objektiv ist. „Wir sind in Europa und insbesondere in Deutschland auf die Wahrnehmung von Fehlern konditioniert und das prägt uns“. Anhand eines kleinen Experiments in der Gruppe bestätigte sich diese Feststellung dann auch.
Eingegangen wurde bei den Gesprächen ebenso auf die mediale Berichterstattung über rechtsradikale Tendenzen innerhalb der Polizei. Polizeidirektorin Andrea Mersch-Schneider, Abteilungsleiterin Polizei des Kreises Warendorf und Personalrats-sowie Gewerkschaftsvorsitzender der Kreispolizeibehörde, Polizeihauptkommissar Martin Entrup betonten ausdrücklich, dass Rassismus in der Polizei keinen Platz habe. Der Kampf gegen Rassismus gehöre zu den Aufgaben aller Polizeibediensteten. Dazu passe auch die Entscheidung der Gewerkschaft der Polizei, dass unter anderem AFD-Mitglieder in der Gewerkschaft der Polizei nicht willkommen seien. Die interkulturelle Kompetenz ist ein fester Bestandteil der Polizeiausbildung. „Man muss den Menschen sehen und nicht nur die Herkunft“, sagte Entrup. Im weiteren Verlauf berichteten die Teilnehmenden mit mexikanischen, italienischen, polnischen, palästinensischen, griechischen und deutschen Wurzeln über eigene Rassismuserfahrungen, die sie unter anderem bei Behörden ebenso machten, wie im privaten Umfeld. Gründe für Rassismus sahen die Teilnehmenden unter anderem in Vorurteilen, die sich immer noch in der Gesellschaft halten, wie auch in der Erziehung. Herbert Kraft, Vorstand des Caritasverbandes Warendorf e.V. brachte es durch Beispiele aus seiner eigenen Erziehung auf den Punkt. „Damals wurde man im Glauben erzogen, dass die katholische Kirche die einzig Wahre sei.“
Am Ende der Veranstaltung gab jeder Teilnehmende aus der Runde, ein Statement gegen Rassismus ab, was auf einem kleinen Film festgehalten wurde. Alle waren sich einig, dass solche Veranstaltungen häufiger stattfinden sollten.