Jeder kennt den hohen Piepton im Ohr, der plötzlich auftritt und nach wenigen Sekunden oder Minuten wieder verschwindet. Dabei handelt es sich in der Regel um kurzzeitige Störungen der Hörzellen, die durch Stress ausgelöst werden und eher harmlos sind. In einigen Fällen bleibt der unangenehme Dauerton jedoch oder kehrt immer wieder zurück. Mediziner sprechen dann von einem Tinnitus. Etwa 2,7 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter den mehr oder weniger lauten Ohrgeräuschen, die von Betroffenen als Summen, Pfeifen, Brummen oder Piepen wahrgenommen werden. „Als Auslöser kommen Durchblutungsstörungen im Kopf-Hals-Bereich, ein Hörsturz oder eine Mittelohrentzündung in Betracht“, weiß HNO-Arzt Dr. Bodo Schiffmann aus Sinsheim. Hält die belastende Geräuschkulisse länger als einen Tag an, sollten Betroffene einen Facharzt aufsuchen, damit sich der quälende Dauerton nicht verselbstständigt.
Ursachen auf den Grund gehen
In einem ausführlichen Anamnesegespräch versuchen Ärzte mögliche Auslöser für den Tinnitus zu identifizieren. Allerdings stellt diese Suche oftmals die größte Herausforderung dar. Denn der Tinnitus ist keine eigenständige Erkrankung, sondern vielmehr ein Symptom für unterschiedliche Störungen. So kommen beispielsweise Schäden durch übermäßige Lärmbelastung oder Entzündungen im Ohrsystem in Betracht. Auch Dauerstress und psychische Belastungen können zu den lästigen Begleittönen führen. Darüber hinaus stehen einige Medikamente wie Acetylsalicylsäure in höheren Dosierungen oder spezielle Antibiotika in Verdacht, das Hörsystem zu beeinflussen. Bei einem sogenannten idiopathischen Tinnitus, an dem etwa 10 Prozent leiden, bleibt die Ursache hingegen völlig unklar. Entscheidende Hinweise liefern Patienten in vielen Fällen selbst. Etwa durch die präzise Beschreibung der Ohrgeräusche und der Häufigkeit des Auftretens. Auch vorangegangene Unfälle oder Operationen am Kopf stehen dabei als potenzielle Tinnitus-Auslöser in Verdacht. Am häufigsten kommen jedoch Ohrerkrankungen infrage.
Gezielte Therapiemaßnahmen
Aufgrund unterschiedlicher Ursachen, Symptome und Schweregrade, die bei einem Tinnitus von I, also leichtgradig und ohne Leidensdruck, bis hin zu IV, schwergradig und berufsunfähig, reichen, leiten Mediziner individuelle Behandlungsmaßnahmen ein. Dabei kommen für einen akuten Tinnitus Standardtherapien wie Infusionen mit durchblutungsfördernden Mitteln oder entzündungshemmende Tabletten in Betracht. Liegt die Ursache eher an Fehlstellungen oder Verletzungen der Halswirbelsäule, greifen Mediziner gerne auf eine krankengymnastische Behandlung zurück. Besteht das Ohrensausen seit mehr als drei Monaten, gilt es als chronisch. Hier helfen Entspannungstechniken wie autogenes Training oder auch Yoga, in schlimmeren Fällen kann eine Verhaltenstherapie die psychologische Komponente abmildern.
Tipps von Dr. Bodo Schiffmann: Bleibt der Tinnitus ein Leben lang bestehen, helfen folgende erlernbare Maßnahmen, um im Alltag besser zurechtzukommen:
- Stille vermeiden: Je leiser die Umgebung, desto lauter die Ohrgeräusche. Vor allem beim Einschlafen helfen beispielsweise Audio-CDs mit leiser Musik oder Meeresrauschen.
- Stresslevel senken: In stressigen Situationen reagieren Menschen besonders sensibel auf Geräusche. Von daher gilt es Ruhe in den Alltag zu bringen, Leistungsdruck zu vermeiden und belastende Situationen zu umgehen.
- Kühlen Kopf bewahren: Leichter gesagt als getan, aber wer gegenüber seinem Tinnitus eine entspannte Haltung einnehmen kann, der schafft es, ihn eher aus dem Bewusstsein zu verdrängen.
Weitere Informationen unter www.schwindelambulanz-sinsheim.de