Ahlen. Die Stadt Ahlen ist bislang relativ unbeschadet durch die Corona-Krise gekommen. Diese Einschätzung gab Bürgermeister Dr. Alexander Berger am Montag dem Finanz- und Personalausschuss kund, als er einen ersten Sachstandsbericht über die Folgen des bisherigen Pandemie-Verlaufs vorlegte. „Das Virus ist noch da“, mahnte Berger, Schutzmaßnahmen „nur mit Bedacht“ zu lockern. Bei allem Verständnis für den Drang zurück zu einem normalen Alltag dürfe das Erreichte nicht fahrlässig aufs Spiel gesetzt werden. Dennoch lohne es, den Blick nach vorn zu richten. „Aus der Krise können wir auch positive Effekte mitnehmen“, ist Berger überzeugt. So habe die Stadtverwaltung Fortschritte gemacht etwa bei der Weiterentwicklung des digitalen Homeoffices und der Umstellung verschiedener Abläufe im Rathaus. Sehr bewährt habe sich das Anmeldeverfahren für Termine. Mehr als 2800 seien trotz der Schließung ohne Wartezeiten für die Bürgerinnen und Bürger vereinbart worden. Eine fachbereichsübergreifende „Denkwerkstatt“ sei von ihm ins Leben gerufen worden, um dauerhafte Empfehlungen auch für die Nach-Corona-Zeit festzuhalten.
Von Licht und Schatten weiß Kämmerer Dirk Schlebes zu berichten. Rund 13 Millionen Euro betrage nach vorläufiger Berechnung die Corona bedingte Mindereinnahme bei der Gewerbesteuer. Bund und Land hätten jedoch zugesagt, die Ausfälle vollständig auszugleichen. Etwa 200 Anträge auf Herabsetzung und rund 50 Anträge auf Stundung der Gewerbesteuer seien bei der Stadt Ahlen eingegangen. Der bundesweit erwartete Rückgang an Einnahmen bei der Einkommens- und Umsatzsteuer beträgt 8 bis 10 Prozent. „Für Ahlen bedeutet das eine Einbuße von rund 2,5 Millionen Euro“, rechnet Schlebes vor. Diese könne jedoch aufgefangen werden durch den Griff in die gebildete Ausgleichsrücklage. Bürgermeister Berger spricht von „sehr solidem Wirtschaften in den letzten Jahren“, was die nun eingetretenen Belastungen abfedere. Zugute käme der Stadt der 13 Millionen Euro Schuldenabbau und der Rückführung aller Kassenkredite. Trotz Belastungen zeichne sich 2020 als „mäßiges Durchschnittsjahr“ ab, wobei die „Schwarze Null“ jedoch nicht mehr realistisch zu erreichen sei.
Gut 350 Personen schickte die städtische Ordnungsbehörde seit März als Kontaktpersonen per Verfügung in die Quarantäne. Aktuell sind in Ahlen sechs akut Erkrankte bekannt. Insgesamt gab es bislang 95 gemeldete Infektionsfälle, davon 79 Gesundete und 10 Verstorbene. Obwohl sich die Bürgerinnen und Bürger sehr verantwortungsvoll zeigten und die Schutzmaßnahmen mit großer Sorgfalt befolgten, seien Verwarnungen und auch Bußgelder in manchen Fällen nötig geworden, sagt Ordnungsamtsleiterin Gabriele Hoffmann. Die Ordnungsbehörde sei durch Mitarbeitende aus anderen städtischen Fachbereichen verstärkt worden, so dass täglich von 8 bis 21 Uhr Streifen unterwegs waren, „und auch immer noch sind.“ Eine klare Linie zu verfolgen und die Politik der „Null-Toleranz“ habe sich ausgezahlt, ist Bürgermeister Berger sicher. Konsequent sei auch die Informationsstrategie der Stadt gewesen. Im Internet und über die Ahlen App seien Nachrichten schnellstmöglich verfügbar gewesen. Die Ahlen App habe allein zum Thema „Corona“ 180 Push News veröffentlicht und seit Anfang März 5000 neue Nutzer gewonnen. Heute befindet sich die Installation auf 15.000 Smartphones von Menschen aus Ahlen.
Umweltbetriebsleiter Bernd Döding kann der Krise ebenfalls etwas Positives abgewinnen. Der Team-Geist habe alle Beschäftigten zusammengeschweißt. „Es herrscht eine große Solidarität, davon werden wir noch lange Zeit profitieren.“ Mitarbeitende der Grünflächenunterhaltung seien spontan zur Müllabfuhr gewechselt, Straßenkontrolleure zum Wertstoffhof, und auch zwischen anderen Bereichen sei nach Bedarf unkompliziert mit Personal ausgeholfen worden. Der Wertstoffhof sei im Umland einer der ersten gewesen, der wieder geöffnet hatte. Sensible Infrastrukturen wie Kläranlage und Müllabfuhr liefen ungestört weiter. „Auch die Stadtwerke, die mit am Tisch gesessen haben, möchte ich in diesem Zusammenhang unbedingt hervorheben“, sagt Döding, der auch dem „Stab für außergewöhnliche Ereignisse der Stadt Ahlen – SAE“ vorsteht. Durch kluge Konzepte wie Mehr-Schicht-Systeme sei stets sichergestellt gewesen, dass bei Stadt und Stadtwerken kompetentes Personal einsatzbereit war.
Einen weiteren Schritt in Richtung Normalität will die Stadtverwaltung ab kommenden Montag, 22. Juni, gehen. Angesichts konstant niedriger Infektionszahlen sollen notwendige Besuche des Rathauses dann wieder ohne vorherige Anmeldung möglich sein. Allerdings bleibe die Pflicht zur Registrierung bestehen, auch müssen Besuchende auf den Gängen Mund-Nasen-Bedeckungen tragen. Eine Zusammenfassung des Sachstandberichts ist nachzulesen auf der Internetseite der Stadt Ahlen unter www.ahlen.de.