Wahnvorstellung, Stimmen hören, Verfolgungswahn – das sind oft die ersten Assoziationen, wenn es um die Diagnose „Schizophrenie“ geht. Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die für Betroffene, aber auch für das soziale Umfeld eine große Belastung und Herausforderung darstellt.
Menschen mit einer Schizophrenie durchleben akute Psychosen – Phasen, in denen sie die Welt oft ganz anders wahrnehmen als sie es normalerweise tun. Einige Betroffene erleben nur einmal oder wenige Male eine psychotische Phase, andere haben dauerhafte Beschwerden. Neben Wahnvorstellungen und Halluzinationen können weitere Krankheitssymptome wie Antriebslosigkeit, Depressionen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen bis hin zum sozialen Rückzug auftreten.
Dabei sind die Ursachen für die Entstehung der Erkrankung nicht eindeutig geklärt. Die Wissenschaft geht von einem Zusammenspiel von unterschiedlichen Ursachen wie Genetik, Umweltfaktoren oder biographischen Faktoren aus.
Neben den Krankheitssymptomen leiden Betroffene vor allem unter gesellschaftlicher Stigmatisierung und Vorurteilen. Oft werden Betroffene als „gespaltene Persönlichkeit“ beschrieben, doch diese Beschreibung ist falsch. Zwar sind Wahrnehmung und Verhalten phasenweise stark verändert, Betroffene haben aber keine andersartige Persönlichkeit.
Die Erfahrungen, als „gespaltene Persönlichkeit“ angesehen zu werden, machte auch Madeleine. Sie durchlebte drei Psychosen, verbunden mit stationären Klinikaufenthalten. „In meinen Psychosen litt ich unter Verfolgungswahn und meine Realität war absolut verzerrt. Auch wenn ich keine imaginären Stimmen hörte, so gab es doch visuelle Halluzinationen. Das macht Angst“.
Bei Madeleine wurde eine „paranoide Schizophrenie“ diagnostiziert, die häufigste Form der Erkrankung. Seit 2013 setzt sie sich aktiv mit ihrer Erkrankung auseinander und musste feststellen, dass viele Menschen in ihrem Umfeld die Schizophrenie nach wie vor als Persönlichkeitsspaltung ansehen und der Umgang mit der Erkrankung schwierig ist: „Schizophrenie ist leider noch immer ein Tabuthema“, so die Mittvierzigerin.
Doch damit will sie sich nicht abfinden. Ihr Wunsch ist es, das Thema aus der Tabuzone herauszuholen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Deshalb ist sie an die Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf herangetreten, um eine Selbsthilfegruppe zu gründen. „Betroffene sollen erkennen, dass sie mit der Erkrankung nicht alleine sind und es auch wieder Licht am Ende des Tunnels gibt. Ich möchte mit anderen in einer geschützten und vertrauensvollen Umgebung über die Erfahrungen und Probleme mit der Erkrankung sprechen. Nur gemeinsam kann man etwas erreichen. Ich lege lediglich den Grundstein dafür“, so die Gruppengründerin. Neben dem Erfahrungsaustausch sind ihr ein respektvoller Umgang miteinander und das Finden gemeinsamer Lösungsansätze für alltägliche Problematiken mit der Erkrankung wichtig. Als ein besonderes Ziel sieht sie auch die Erarbeitung eines „Frühwarnsystems“, um das Risiko einer erneuten schizophrenen Psychose zu verringern.
Die Treffen der neuen Selbsthilfegruppe sollen im 14-tägigen Rhythmus von 18:00 bis 20:00 in Ahlen stattfinden. Das erste Treffen für Mittwoch, 16. November 2022 geplant. Interessierte müssen über eine Krankheitseinsicht verfügen, in Behandlung und in einer stabilen Phase sein.
Anmeldungen bitte bei der Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf unter selbsthilfe-warenorf@paritaet-nrw.org oder unter 02581 46 799 88 oder direkt per Mail an Madeleine unter spicymouse27@t-online.de.
Info-Box:
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle ist eine Beratungsstelle rund um das Thema Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen. Die Hauptaufgaben der Selbsthilfe-Kontaktstelle sind die Information und Beratung über Selbsthilfe, die Vermittlung in Selbsthilfegruppen und die Unterstützung bestehender Gruppen und Gruppengründungen. Neben ihren Hauptaufgaben verweist die Selbsthilfe-Kontaktstelle auf professionelle Unterstützungsangebote und übernimmt somit eine wichtige Lotsenfunktion im Gesundheits- und Sozialbereich des Kreises. Weitere Informationen unter http://www.selbsthilfe-warendorf.de oder unter Telefon: 0 25 81 46 799 88.