Für die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) – Bundesverband e.V. und den kfd-Diözesanverband Münster ist das Ergebnis der Münsteraner Missbrauchsstudie ein Zeichen, dass die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle weitergehen muss und sich die Machtverhältnisse innerhalb der Kirche grundlegend ändern müssen.
„610 Betroffene und 196 Beschuldigte sowie eklatantes Führungsversagen der Verantwortlichen machen eine grundlegende Änderung der Strukturen, der Machtverhältnisse und Verantwortlichkeiten in der katholischen Kirche dringend erforderlich,“ betont Mechthild Heil, Bundesvorsitzende der kfd. „Genau aus diesen Gründen – den unzähligen Missbrauchsfällen, der Vertuschung und des Totschweigens – wurde der Synodale Weg in Deutschland ins Leben gerufen.“ Die Missbrauchsstudie unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit des Synodalen Wegs, bei dem sich auch die kfd stark engagiert.
Für die kfd im Diözesanverband Münster ist die Studie ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung. „Und dieser Weg muss konsequent weiter verfolgt werden, vor allem in der Unterstützung der Betroffenen, auch finanziell, aber auch in deutlicheren Schritten der Bistumsleitung bezüglich ihrer Verantwortung,“ sagt Judith Everding, Vorstandsvorsitzende des kfd-Diözesanverbandes Münster. Laut Forschungsteam könnte das Dunkelfeld noch acht- bis zehnmal höher sein als das untersuchte Hellfeld, und damit ein Vielfaches der bisher 610 Betroffenen. Wieder einmal ist bestätigt, dass das kirchliche System, vor allem die Stellung und die Machtkonzentration bei den Priestern, den sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung erst möglich gemacht haben. Eine Konsequenz daraus muss ein deutlicher Wechsel im System Kirche sein. „Der Synodale Weg ist eine Chance, die durch die Bischöfe nicht ausgebremst werden darf,“ so Everding.
Mit den Fragen nach dem Umgang mit der Macht in der Kirche, der Zukunft des Priesteramtes, der Rolle der Frau und nach der Sexualmoral der Kirche beschäftigen sich die Teilnehmer*innen in der vierten Synodalversammlung im September dieses Jahres.
Die kfd wird sich mit den speziellen katholischen Bedingungen, die den Missbrauch erst ermöglichen, innerverbandlich auseinandersetzen.
Am gestrigen Montag, 13. Juni, hatte ein Forschungsteam um die Historiker Prof. Dr. Thomas Großbölting und Prof. Dr. Klaus Große Kracht eine Studie zu Missbrauchsfällen in der Zeit von 1945 bis 2020 im Bistum Münster veröffentlicht. Ein Pressegespräch mit Bischof Felix Genn wird es am Freitag, 17. Juni 2022, geben.
- Mechthild Heil (Foto kfd/Kay Herschelmann)
Judith Everding (Foto privat)