Nicht nur für die Schule, sondern für das Leben lernen – um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist es wichtig, direkt vor Ort praktische Erfahrungen im wirklichen Berufsalltag zu machen. Darum tauschten die Schülerinnen und Schüler der Stufe 11 des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und Soziales mit dem fachlichen Schwerpunkt Pädagogik für drei Wochen die Schulbank gegen einen Praktikumsplatz in sozialen, medizinischen oder pädagogischen Berufen. „Nachdem wir zwei Jahre aufgrund der Pandemie keine Praktika durchführen konnten, waren wir sehr froh, unsere Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr wieder in ein Berufspraktikum zu schicken“, äußert sich die Leiterin des Bildungsganges, Sylvia Sahl-Beck. „Schließlich ist es unser Anspruch als Berufliches Gymnasium, auf dem Weg zur Allgemeinen Hochschulreife in besonderer Weise berufliche Kenntnisse und Einblicke in verschiedene Berufsfelder zu vermitteln.“
Nach den Osterferien präsentierten die Schülerinnen und Schüler nun ihre Erfahrungen aus den Praktika und reflektierten die daraus gewonnenen Erkenntnisse. Das Spektrum der präsentierten Praktikumsplätze spiegelte dabei die Vielfalt des Bildungsganges wider. Von der Grundschule bis zur Apotheke, von der Stadtverwaltung bis zum Bestatter, von der Behindertenwerkstatt bis zur Tierarztpraxis konnten die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie verschieden die Arbeit mit Menschen sein kann und welche Fähigkeiten man für die verschiedenen Berufsfelder mitbringen muss. „Ich wusste erst gar nicht, wie ich mit behinderten Menschen umgehen soll“, beschreibt Adelaida Viharev ihre anfängliche Unsicherheit an ihrem Praktikumsplatz, dem Christophorus-Haus in Ennigerloh. Die Berührungsängste waren jedoch schnell überwunden. „Das Praktikum hat mir geholfen, Vorurteile abzulegen“, sagt Adelaida. Jetzt ist sie sich sicher, dass sie in einem sozialen Beruf arbeiten will.
eAuch Leonie Voßmann wurde in ihrem Berufswunsch bestärkt. In der Praxis für Chirurgie und Unfallchirurgie, wo sie ihr Praktikum absolviert hat, durfte sie bei Operationen zuschauen. Blut zu sehen macht ihr nichts aus. Sie konnte aber auch ihre kommunikativen Kompetenzen erproben, z.B. wenn es darum ging, nervöse Patienten vor einer OP zu beruhigen. Vanessa Sick berichtet aus ihrem Praktikum am Amtsgericht von der Erfahrung, dass es bei Gerichtsverfahren nicht immer nur um Recht und Paragraphen geht, sondern dass auch viele Emotionen im Spiel sind, wenn Menschen zu Schaden gekommen sind. Ihre Stärke sieht sie in der Fähigkeit, den Menschen zuzuhören. Schwer fiel es ihr noch, die eigenen Emotionen bei der Beurteilung von Fällen nicht einfließen zu lassen. Dies möchte sie auf ihrem Weg zu einem Beruf im juristischen Bereich noch lernen.
Ein großes emotionales Spektrum hat Luzie Sickmann bei ihrem Praktikum im Kreißsaal des Franziskus-Hospitals erlebt. Sie berichtet einerseits vom Wunder der Geburt, wenn Eltern überglücklich ihr Neugeborenes in die Arme schließen, wie auch von der unermesslichen Trauer, wenn ein Kind tot zur Welt kommt. Mit dieser Belastung umzugehen, gehört für sie zu den Herausforderungen des Hebammenberufs. Gretha Schulz hat bei ihrem Praktikum in einer Physiotherapiepraxis viel dazugelernt und kennt sich jetzt mit den verschiedensten Krankheitsbildern und deren Therapien gut aus. Unter Aufsicht und mit deren Einverständnis durfte sie sogar selbst bei Patienten manuelle Therapien anwenden. Auch sie berichtet von anfänglichen Berührungsängsten, die sie aber schnell ablegen konnte. „Es war schön zu sehen, dass wir den Patienten wirklich helfen konnten“, berichtet Gretha. Auch wenn es für sie ruhig etwas schneller gehen könnte, bis sich die Erfolge der Therapien zeigen. Ob sie Physiotherapeutin werden möchte? Da ist sie sich nicht sicher. „Das Praktikum hat mir gezeigt, dass ich unbedingt mit Menschen arbeiten möchte. Ich bin viel sensibler für die Schwierigkeiten anderer Leute geworden.“ So hat das Praktikum nicht nur für die Berufswahl, sondern auch für die Persönlichkeitsentwicklung wichtige Impulse beigesteuert.
Melina Schulte hat ihr Praktikum im Injoy Gesundheitszentrum Versmold absolviert. Dort hat sie nicht nur viel gelernt, sondern hatte auch sichtlich viel Spaß.
Im St. Magnus-Kindergarten in Everswinkel konnte Merrit Meier buchstäblich in die Arbeit mit Kindern eint auchen.
Hannah Arndt half in der Heinrich-Tellen-Schule bei der individuellen Betreuung der kleinen Enya. „Hannah hat einen sehr netten Umgang mit den Kindern, ist empathisch und verantwortungsvoll,“ lobte ihre Praktikumsanleiterin.
Fotos: Paul-Spiegel-Berufskolleg Warendorf