Wenn jemand alkoholsüchtig ist, betrifft das nicht nur die Person, die trinkt, sondern die gesamte Familie und das Umfeld. Auch Freunde, Verwandte und auch Arbeitskolleg*innen leiden unter den Folgen der Sucht.
Vor allem Angehörige versuchen, den Konsum des trinkenden Familienmitglieds zu kontrollieren, verstecken die Sucht nach außen und entschuldigen das Suchtverhalten vor anderen. Angehörige entwickeln eine ungeheure Leidensfähigkeit und geraten dabei oft selbst in Not. Durch das Fixieren auf die Bedürfnisse der suchtkranken Person stellen sie ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse zurück und entwickeln häufig krankhafte Verhaltensweisen, depressive und psychosomatische Störungen.
Vielen Angehörigen von Suchtkranken hilft es, sich mit anderen Angehörigen in Selbsthilfegruppen auszutauschen. Die ersten Selbsthilfegruppen, die sich ausschließlich an Angehörige von Suchterkrankten richteten, die sogenannten Al-Anon-Familiengruppen, gründeten sich bereits 1951 in Amerika. Gruppengründungen in Deutschland fanden ab 1967 statt. In den Al-Anon-Familiengruppen, die es inzwischen in 133 Ländern gibt, haben seit nunmehr 70 Jahren Verwandte und Freunde von Alkoholikern die Möglichkeit, eigene Erfahrungen, Kraft und Hoffnungen miteinander zu teilen, um die gemeinsamen Probleme zu lösen.
Die Al-Anon-Familiengruppen orientieren sich bei ihren Gruppentreffen an den 12 Schritten der Anonymen Alkoholikern. Die Gruppentreffen bieten Betroffenen Halt und Orientierung, dabei spielt auch das Einhalten der 12 Schritte eine wichtige Rolle. Eine Angehörige beschreibt es so: „Ich hatte den Mut, mich einer Gemeinschaft anzuschließen, die mein Dilemma kannte und mich und meine Situation verstand und mir dadurch Erleichterung brachte. Gerade wo die fachliche Hilfe der Psychologen zurzeit so schwer zu erhalten ist, bin ich froh, Hilfe in der Al-Anon Gruppe zu erhalten und dort aufgefangen zu werden. Durch den Besuch der Gruppen weiß ich, dass ich niemanden vom Trinken abhalten kann. Ebenso wenig kann ich den Alkoholiker heilen und ich habe diese Krankheit auch nicht verursacht. Die Aussprache, Geduld und das Verständnis untereinander gibt uns Angehörigen Trost, Kraft und Hoffnung. Niemand bekommt Ratschläge, höchstens Empfehlungen und jeder nimmt das aus der Gruppe mit, was er für sich anwenden kann. Vor allem die 12 Schritte sind für mich zu einer Hilfe in allen Lebenslagen geworden.“
Auch in Warendorf gibt es seit vielen Jahren eine Al-Anon-Familiengruppe. Die Gruppe ist sehr überschaubar und möchte sich weiterhin etablieren. Betroffene sind herzlich willkommen, um sich auszutauschen und der Seele Luft zu machen, wobei das Thema Anonymität oberste Priorität hat. Die Treffen in Warendorf finden jeden ersten und dritten Dienstag im Monat (außer an Feiertagen) ab 19.00 Uhr im Pfarrheim St. Marien, Marienstraße 6 in Warendorf statt.
Weitere Informationen erhalten Interessierte unter: 033878 90 74 40 oder unter www.al-anon.de
Die Präambel der Al-Anon-Familiengruppen lautet:
Die Al-Anon Familiengruppen sind eine Gemeinschaft von Verwandten und Freunden von Alkoholikern, die ihre Erfahrung, Kraft und Hoffnung miteinander teilen, um ihre gemeinsamen Probleme zu lösen. Wir glauben, dass Alkoholismus eine Familienkrankheit ist und dass eine veränderte Einstellung die Genesung fördern kann.
Al-Anon ist nicht gebunden an irgendeine Sekte, Konfession, politische Gruppierung, Organisation oder irgendwelche Institutionen. Al-Anon geht auf keinen Meinungsstreit ein; bei Anliegen außerhalb der Al-Anon Gemeinschaft wird kein Standpunkt befürwortet oder abgelehnt. Es gibt keine Mitgliedsbeiträge. Al-Anon erhält sich selbst durch die eigenen freiwilligen Zuwendungen.
Al-Anon hat nur ein Anliegen: den Familien von Alkoholikern zu helfen. Dies geschieht dadurch, dass wir selbst die Zwölf Schritte praktizieren, dadurch, dass uns Angehörige von Alkoholikern willkommen sind und wir sie trösten und dadurch, dass wir dem Alkoholiker Verständnis entgegenbringen und ihn ermutigen.
Info-Box:
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle ist eine Beratungsstelle rund um das Thema Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen. Die Hauptaufgaben der Selbsthilfe-Kontaktstelle sind die Information und Beratung über Selbsthilfe, die Vermittlung in Selbsthilfegruppen und die Unterstützung bestehender Gruppen und Gruppengründungen. Neben ihren Hauptaufgaben verweist die Selbsthilfe-Kontaktstelle auf professionelle Unterstützungsangebote und übernimmt somit eine wichtige Lotsenfunktion im Gesundheits- und Sozialbereich des Kreises. Weitere Informationen unter http://www.selbsthilfe-warendorf.de oder unter Telefon: 0 25 81 46 799 88.
Quelle: Privat