Nach dem Start der Corona-Impfungen im Kreis Warendorf am 27.12.2020 zieht Dr. Anna Arizzi Rusche, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, eine erste Zwischenbilanz.
Frau Dr. Arizzi Rusche, wie war die erste Impfwoche im Kreis Warendorf?
Dr. Anna Arizzi Rusche: Der Start der Impfungen ist gut verlaufen. Die Verantwortlichen in den Pflegeeinrichtungen und die Kassenärztliche Vereinigung haben trotz kurzer Vorbereitungs- und Einweisungszeit beste Arbeit geleistet. Bislang liegen keine Rückmeldungen zu Komplikationen bei den Geimpften vor.
Wie viele Personen im Kreis haben bislang die erste Impfung erhalten und wie geht es weiter?
Dr. Arizzi Rusche: 1032 Menschen in sieben Pflegeeinrichtungen – Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – wurden in der Zeit vom 27. Dezember bis 4. Januar geimpft. In 13 weiteren Einrichtungen sind in dieser Woche ca. 1900 weitere Impfungen geplant.
Wie sieht es mit der Impfbereitschaft aus?
Dr. Arizzi Rusche: Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen ist sie mit über 95 Prozent erfreulich hoch. Gerade bei den Beschäftigten gibt es bei der Impfbereitschaft aber noch Luft nach oben. Sie lag bei den ersten Terminen nur bei ca. 50 Prozent. Wir appellieren an alle in diesem sensiblen Bereich tätigen Menschen und ihr berufliches Ethos, sich impfen zu lassen. Ich gehe davon aus, dass gerade in diesem wichtigen Bereich die Impfskepsis deutlich zurückgehen wird. Das ist im Interesse aller Beteiligten – zum eigenen Schutz und zum Schutz der besonders gefährdeten Gruppe! Die Impfung ist das beste Mittel, das wir aktuell gegen das Virus haben und somit der schnellste Weg aus dieser Pandemie. Sich impfen zu lassen, ist ein Zeichen der Vernunft und der sozialen Verantwortung. Persönlich werde ich mich impfen lassen, sobald ich an der Reihe bin.
Wie ist die weitere Reihenfolge beim Impfen?
Dr. Arizzi Rusche: Das Land NRW hat entschieden, dass in der jetzt laufenden Impfphase alle Pflegebedürftigen, die in Einrichtungen leben, und deren Pflegepersonal geimpft werden. Erst wenn diese Impfungen durchgeführt sind bzw. sobald Impfstoff in größerer Menge zur Verfügung steht, ist auch die allgemeine Bevölkerung an der Reihe – im nächsten Schritt dann alle Personen ab 80 Jahren. Sie werden ab Mitte Januar weitere Informationen per Post erhalten. Je nach Impfstoffverfügbarkeit wird dann parallel auch das medizinische Personal mit hohem Expositionsrisiko geimpft.
Reichen die Kapazitäten im Impfzentrum des Kreises in Ennigerloh aus?
Dr. Arizzi Rusche: Derzeit wird das Impfzentrum noch nicht benötigt. Doch es kann jederzeit an den Start gehen, wenn Impfstoff in größerer Menge zur Verfügung steht und wir mit der Impfung der breiteren Bevölkerung beginnen können. Dann können wir die Kapazität des Impfzentrums auf bis zu drei Impfstraßen für täglich mehr als 700 Impfungen aufstocken. Eine Erweiterung darüber hinaus ist zudem jederzeit möglich. Und sobald weitere Impfstoffe zugelassen werden, die nicht so stark gekühlt werden müssen wie der von Biontech/Pfizer, ist davon auszugehen, dass verstärkt die Hausärzte in die Impfungen einsteigen.
Was passiert, wenn an einem Tag mehr Impfdosen zur Verfügung stehen als benötigt werden?
Dr. Arizzi Rusche: Da der Impfstoff innerhalb von sechs Stunden verimpft werden muss und nach der Aufbereitung nicht mehr transportiert werden darf, haben wir für diesen Fall Reservelisten gebildet. Darauf stehen zum Beispiel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rettungsdienste, der Polizei sowie Angehörige der örtlichen Feuerwehren, die sehr kurzfristig benachrichtigt werden und in die Einrichtungen kommen können. So werden alle gelieferten Impfdosen verbraucht und verfallen nicht.
Wie geht es in den nächsten Wochen weiter?
Dr. Arizzi Rusche: In dieser Woche sind Impftermine für etwa 2000 Menschen in 14 Einrichtungen geplant. Ab der zweiten Januar-Woche erwartet das Land NRW wöchentlich 141.000 Impfdosen. Im Kreis Warendorf könnten wir dann auch in den kommenden Wochen jeweils bis zu 2000 Menschen mit der ersten Impfdosis versorgen.
Wer entscheidet, wann in welcher Einrichtung geimpft wird?
Dr. Arizzi Rusche: Wenn ein Heim alle Vorbereitungen getroffen hat, muss es sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung melden. Zu den Vorbereitungen gehören Aufklärungsgespräche, die Abfrage der Krankengeschichte und die Einholung des Einverständnisses der zu Impfenden oder ihrer gesetzlichen Vertreter. Die Heime und anderen Einrichtungen sind über das Verfahren informiert.