Ahlen. Ahlens Ehrenbürger und Alt-Bürgermeister Horst Jaunich feiert an diesem Sonntag ein besonderes Jubiläum. Vor 90 Jahren, am 7. Juni 1930, erblickte er im schlesischen Breslau das Licht der Welt. „Mit außergewöhnlichem Engagement und viel Herzblut“, so Bürgermeister Dr. Alexander Berger, habe sich Jaunich zum Wohle der Stadt Ahlen und der Bürgerschaft verdient gemacht. Engagiert, kenntnisreich und stets „mit akzentuiert eigener Meinung“ sei Horst Jaunich eine prägende Figur der Ahlener Politik geworden. „Noch heute orientieren sich über alle Parteigrenzen hinweg Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker an Ihrem Vorbild“, stellte Berger fest, als er kurz vor dem runden Geburtstag Jaunich zu Hause besuchte und diesem für „ein Leben für Ahlen“ den Dank der Bürgerinnen und Bürger aussprach. Den gemeinsam geplanten Empfang zu Ehren Jaunichs mussten Jubilar und Bürgermeister schweren Herzens aufgrund der aktuellen Lage absagen. Dieser soll zu einem späteren Zeitpunkt in feierlichem Rahmen nachgeholt werden.
Berger erinnerte in dem Gespräch an einen Ratschlag, den ihm Horst Jaunich 2015 gab, kurz nach Bergers Wahl zum Bürgermeister der Stadt Ahlen. „Sie warnten mich vor Kleinmut“, so Berger an Jaunich. Diesen Fingerzeig habe er verstanden und bei zahlreichen Vorhaben konsequent befolgt. Nicht immer seien Jaunich und er dabei in Sachfragen zu Konsens gelangt, wie etwa in der Rathausfrage. „Dass es sich lohnt, für Überzeugungen einzustehen und sie gegen Widerstand zu verteidigen, das habe ich zu einem großen Stück auch von Ihnen gelernt.“ Horst Jaunich habe sein ganzes politisches Leben über eines vorgelebt: Der harte Wettstreit unter Demokraten vertrage verschiedene Standpunkte, ohne dabei den persönlichen Respekt voreinander verlieren zu müssen.
„Ich habe zwei Diktaturen erlebt, die braune und die rote“, so Jaunich, der mit seinen Eltern nach der Vertreibung aus Schlesien in Thüringen Zuflucht fand. Rückblickend auf sein langes erfahrungsreiches Leben könne er heute mit Sicherheit behaupten: „Es gibt nur eine Gesellschaftsform, die den Menschen und ihren Bedürfnissen gerecht wird. Und das ist die Demokratie.“ In ihr würden zwar Fehler gemacht, sie erlaube aber auch deren Korrektur. Der Einsatz für die Demokratie sei ihm durch die Jahrzehnte politischer und privater Kompass gewesen. Sie zu verteidigen gegen Angriffe von den extremen Rändern bleibe ihm auch in Zukunft Auftrag. „Für die Demokratie kämpfe ich leidenschaftlich, bis an mein Lebensende.“
Horst Jaunich ist seit 1952 Mitglied der SPD und wirkte politisch insgesamt 33 Jahre für seine Fraktion im Rat der Stadt Ahlen (von 1957 bis 1975 sowie von 1984 bis 1999). Von 1984 bis 1996 war Horst Jaunich Bürgermeister der Wersestadt. Noch heute sind Stadtfest oder die Gedenkfeier am 9. November anlässlich der Pogromnacht Veranstaltungen, die der 90-jährige in seiner Bürgermeisterzeit maßgeblich mitinitiierte. Nach der Kommunalwahl 1999 beendete er seine aktive politische Tätigkeit.
Neben seinem umfangreichen lokalpolitischen Engagement gehörte Horst Jaunich zudem von 1972 bis 1994 dem Deutschen Bundestag an. Am 31. Januar 2003 verlieh die Stadt Ahlen in einem Festakt die Ehrenbürgerwürde an die Alt-Bürgermeister Horst Jaunich und Herbert Faust. Sie würdigte damit deren politische Verdienste auf kommunaler Ebene sowie in Land und Bund.